Die Blutmäulchen – Kapitel 3

Seit ein paar Tagen erlebten die kleinen Monster aus dem Kindergarten Milchzahn herrlichstes Wetter. Es stürmte sehr stark und es fiel eimerweise Regen vom Himmel. Wegen dem nassen Wetter konnten die Fischmenschen auch endlich wieder ihre Wäsche zum Trocknen raushängen.

Doch irgendwann geschah etwas, dass Dimi und seine Freunde noch nicht so häufig erlebt hatten. Es begann weiße Flocken vom Himmel zu regnen. Und es hörte gar nicht mehr auf. Nach fast zwei Tagen lag auf dem ganzen Land eine so dicke Schneedecke, dass ein paar Kinder bis zu dem Kinn darin versinken konnten. Den kleinen Blutmäulchen war das im Moment aber erst einmal egal. Sie befanden sich im warmen Kindergarten und hatten wichtige Sachen zu tun.

„Mein Papa schaufelt so viel Schnee!“, meinte Mo zu Paula, während sie gemeinsam Bauklötze stapelten. Dabei versuchten sie so hoch wie möglich zu kommen und nur einen Klotz auf den anderen zu stellen. „Gestern hat er Ärger deshalb bekommen!“

„Hä, wieso das denn?“

„Er hat dabei ein Wort gesagt, was meine Mama doof fand.“

Paula schaute ihn mit großen Augen an. „Was für ein Wort?“

„Ähm. Er sagte, der Schnee wäre Sch-“

„So, ihr Lieben!“, fuhr die Kindergartenhexe Burga dazwischen. Woher sie wusste, was Mo hatte sagen wollen, war unklar. Man konnte ihr aber ansehen, dass sie schnell das Thema wechseln wollte. „Mir kam da gerade eine ganz tolle Idee. Hier in der Nähe ist doch ein Wald. Wie wäre es, wenn wir dort den ganzen Schnee zu Schneemännern verbauen?“

„Jaaaaa!“, riefen die kleinen Blutmäulchen und schon brach wieder das kleine Chaos aus. Jacken wurden angezogen, Schuhe mussten sehr konzentriert geschnürt und etwas abgelenkte Monsterkinder wieder eingefangen werden. Von dem ganzen Gebrabbel und der mühsam unterdrückten Aufregung ganz zu schweigen.

In Zweierreihen ging es mehr oder weniger ordentlich in Richtung Wald. Die Bäume dort krümmten sich unter dem vielen Schnee, der auf ihren Zweigen lag. Alles war so weiß und glatt, als hätte man ein helles Tuch darüber gelegt. Der Wind blies sanft durch die Wipfel, weshalb Pulverschnee von oben herunterrieselte. Oder in Mos Fall als ein ganzer Batzen diesem auf den Kopf fiel.

„Mein Schneemann ist fertig!“, behauptete Paula und stellte sich neben Mo.

Das galt natürlich nicht.

Auf einer Lichtung angekommen, gab Burga den kleinen Monstern den Auftrag dort nach Steinchen, Tannenzapfen und Ästen zu suchen. Schließlich brauchte ein Schneemann Augen, Nase, Mund und Arme.

Nur Dimi blieb an Ort und Stelle stehen. Der kleine Vampir war bereits am Morgen gestolpert und im hohen Schnee vor seinem Haus verschwunden. Er wollte daher erst einmal vorsichtig sein. Dafür half er gerne bei der Entscheidung mit, welche der gefundenen Dinge sich besonders gut an einem Schneemann machen würden. Besonders die Tannenzapfen, die Celine gefunden hatte, waren schön groß und gerade gewachsen.

Nun ging es ans Bauen. Die Schneemänner sollten alle sehr groß und dick werden.

Für Fischmensch Peppo gestaltete sich die Arbeit aber etwas schwierig. Seine Schwimmhäute konnte er nämlich nicht besonders gut in den dicken Handschuhen bewegen. Die Handschuhe wollte er aber nicht ausziehen, denn dafür war es nun wirklich zu kalt.

Er beschloss daher den Schnee einfach auf einen Haufen zu schaufeln und festzuklopfen. Irgendwer würde es schon schaffen ganz oben den Kopf draufzusetzen. Darin war er sich sicher.

Mo rollte seine erste Schneekugel, indem er sich im Kreis bewegte. Davon wurde ihm natürlich irgendwann schwindelig, weshalb Paula und Celine weitermachen mussten. Währenddessen formten Dimi und Mumienjunge Thut die zweite etwas kleine Kugel. In diese sollten später die Arme gesteckt werden.

Alles lief gut. Bis zu diesem einen Moment. Dem Moment, in dem die Koboldzwillinge Nina und Mina feststellten, dass eine kleine Schneekugel ein guter Schneeball war.

Dimi traf es als Erstes. Es klatschte hinten an seiner rechten Schulter und vor Schreck viel er nach vorne. Der Schnee verschluckte ihn. Nicht schon wieder. Unter heftigem Strampeln versuchte er sich zu befreien, doch erst ein beherzter Griff Mos konnte ihn aus dem kalten Weiß retten. Doch dann gab es kein Halten mehr. Es ertönte ein unglaublich lautes und quietschvergnügtes Kichern und Lachen durch den ganzen Wald. Kleine Handschuhe gruben, formten und ein Schneeball nach dem anderen flog durch die Luft. Keiner blieb verschont. Sogar Burga musste in Deckung gehen. Besonders, weil irgendwann alle kleinen Monster nur noch nach ihr schmissen.

„Ich ergebe mich“, rief die Kindergartenhexe lachend hinter einem Baum hervor. „Vergesst nicht, wir wollten doch Schneemänner machen.“

Das stimmte zwar, aber warum mit dem Werfen aufhören, wenn das doch so viel Spaß machte? Erwachsene hatten echt komische Vorstellungen, was wichtig war.

Letztendlich beruhigten sich die kleinen Monster aber wieder soweit, dass sie weiterbauen konnten. Und das taten sie auch mit ganz schön viel Elan. Innerhalb kürzester Zeit formten sie drei dicke Schneemannbäuche. Darauf setzte Mo dann die zweiten Kugeln, in die nachher die Arme gesteckt werden sollten. Das Aufsetzen gelang ihm ganz gut. Schließlich war er der Längste und Stärkste der Monsterkinder in der Blutmäulchen-Gruppe. Für die Schneemannköpfe brauchte er dann aber doch die Hilfe von Burga.

„Dekorieren! Dekorieren!“, quietschten Nina und Mina. Die Beiden wedelten ganz aufgeregt mit Händen voller Tannenzapfen.

Und so kam es, dass auf der Lichtung drei dicke Schneemänner standen. Einer hatte fünf Augen, der Nächste schien mit drei Armen zu winken und der Dritte trug kleine Äste wie strubbelige Haare.

„Der sieht aus wie meine Schwester!“, meinte Knopfkopf und zeigte auf den Strubbelkopf. Dimi sah seinen Freund schief an. Skelette hatten Haare? Wo waren dann die von Knopfkopf?

Natürlich musste noch jedes Monsterkind wenigstens einmal mit einem der drei Kunstwerke fotografiert werden. Dimi sollte später auf seinen Fotos feststellen, dass Paula hinter ihm dauernd Grimassen geschnitten hatte.

Auf dem Rückweg kam Burga dann noch die Idee das Eisungeheuer-Lied anzustimmen:

 

„Mampf, Rülps, Schmatz!

Vanilleeis ist mein Schatz.

Schling, Schlabber, Kau!

Schoko mag ich auch, ganz genau.

 

Alles Eis nasch ich gerne,

Von hier, dort und aus der Ferne.

Mit Streuseln, Sahne und Brause,

Ich esse es ohne Pause.

 

Haps, Mümmel, Schleck!

Kokoseis verputz ich weg vom Fleck.

Schlemm, Schlürf, Knusper!

Eiswaffeln find ich einfach super.

 

Alles Eis nasch ich gerne,

Von hier, dort und aus der Ferne.

Mit Streuseln, Sahne und Brause,

Ich esse es ohne Pause.“

 

Die Knirpse sangen das Lied so laut, dass eine Eule, die dies hörte, sich genervt die Ohren zuhalten musste. Nur Celine summte ganz leise mit. Sie überlegte, ob sie später nicht ihrer Familie die Schneemänner zeigen sollte. Auf jeden Fall würde sie im Kindergarten sich Paper und Buntstifte schnappen, um Mo, Paula, Dimi, die Schneemänner und sich selber zu malen.

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